Modepuppen aus Papier

Bericht mit Fotos von Sigi Ulbrich

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Modepuppen aus Papier

„Wieso willst du etwas über Modepuppen aus Papier schreiben“, fragte mich neulich meine Freundin Heidi. „Du bist doch überhaupt nicht modisch ..... interessiert“. 

Recht hat sie, aber ich bin an Papierpuppen interessiert und, ich kenne Menschen, die modisch sind. Außerdem habe ich natürlich auch schon etwas über Modepuppen gelesen. Und über Papierpuppen. Auch wenn man immer nur Jeans und Schlabberhemden trägt, kann man über Modepuppen schreiben.


Modekupfer - Sammlung und Foto: M. Gerlach

Kritisch ist schon das Wort Modepuppe. Eine Modepuppe sein: sich betont modisch kleiden, herausputzen.

Umgangssprachlich gilt es heute als etwas abfällig, wenn man als Modepuppe bezeichnet wird. Schade eigentlich, den die Modepuppen der vergangenen Zeiten waren höchst ehrenhafte Puppen, die den Damen der Gesellschaft die neueste Mode darbrachten.

Sie wurden später durch die Modekupfer ersetzt.

Wenn man nun beides miteinander verknüpft, darf man den volkskundlichen Charakter der Papierpuppen nicht vergessen.

Am besten lasse ich einmal Frau Angelika Salzwedel - die Fachfrau in Sachen Papierpuppen - zu Wort kommen:

Ankleidepuppen, Ausschneidepuppen, Puppen aus Papier oder Papierpuppen (englisch paper dolls) sind Puppen, ihre Kleidung und die verschiedensten Utensilien, die zumeist auf Karton oder Papier farbig gedruckt sind. „Flachware“ werden diese Art Puppen in der Fachsprache genannt. Was eigentlich für die bezaubernden Geschöpfe nicht gerade schmeichelhaft ist.


Ausstellung in Hohenlockstedt: Puppen aus Papier - Schätze aus
Kindertagen, Anziehpuppen - Sammlung: Angelika Salzwedel

Zum ersten Mal wird 1791 eine Ankleidepuppe im Journal der Moden vorgestellt und angepriesen. 

Diese Papierpuppen waren ausschließlich für die erwachsenen Damen gedacht, damit sie sich die neueste Mode bildlich vorstellen und ihrem Schneider zeigen konnten, was er ihnen nähen sollte. Das war der Anfang.

Mit der Erfindung des Steindrucks zu Beginn des 19. Jahrhunderts nahmen auch die Anziehpuppen Einzug in die Adelshäuser, waren aber immer noch nicht für Kinder gedacht. 

Erst durch die Erfindung der Lithographie zum Ausgang des 19. Jahrhunderts wurde der gedruckte Bilderbogen auch für weniger wohlhabende Schichten erschwinglich und ihre Blütezeit begann.


1895 erscheint in The Boston Sunday Herald zum ersten mal diese Puppe.
Ich habe sie vor einem Jahr als Reprint gekauft 

Die große Zeit der Papierpuppen war mit Sicherheit um 1900. Ab dieser Zeit wurden vermehrt Anziehpuppen für Kinder zum Spielen gedruckt. Heute noch bekannt sind die sogenannten „Neuruppinger Bögen“. 

Um 1925 entstanden viele Kinderbögen vornehmlich in Neuruppin, und zwar bei den Verlagen Oehmigke & Riemschneider, Gustav Kühn und F. W. Bergemann. 

Soweit Frau Salzwedel, der ich danke, dass ich ihre Einführungsworte zur Ausstellung: Puppen aus Papier - Schätze aus Kindertagen - hier wiedergeben durfte.
   

Heute haben wir das Glück und können viele dieser alten Ausschneidebögen als Reprint zum Beispiel des J. F. Schreiber Verlags aus Esslingen (und anderer) wieder, bzw. erstmalig erwerben.

Diese Bögen haben einen unschätzbaren modekundlichen Wert. An ihnen lernen wir die Kostümgeschichte auf anschauliche Weise kennen. Jeder, der sich intensiv mit Mode und ihrem Werdegang beschäftigt und sich eben nicht „Racinets Kostümgeschichte“ im Original für viele 100 Euro kaufen kann oder möchte, findet in ihnen eine unendliche Quelle der modischen Trends der Vergangen- heit.

Meine Favoriten bei den Reprints sind die Bögen von CD-Paris „Poupée a’decouper modèle Ancien-Copie“ - also etwas salopp übersetzt, 

Reprints der alten Ausschneidebögen

An ihnen liebe ich so, dass es nicht nur „einfach“ Ausschneidebögen sind, nein, sie sind auch an vielen Stellen geprägt, was den Teilen dann wiederum einen dreidimensionalen Touch gibt. 

Wobei nicht vergessen werden darf, dass auch diese Bögen bereits über 25 Jahre alt sind. 

 

Den Ausschneidebogen zum Vergrößern anklicken >

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Post an Barbie an die Barbiepuppe

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